EU definiert Erneuerbaren Wasserstoff

EU definiert Erneuerbaren Wasserstoff

Credit DBT Inga HaarQuelle: NWN/Rainer Jensen

EU Kommission definiert erneuerbaren Wasserstoff

Wasserstoff ist ein zentraler Baustein der Energietransformation. Dafür ist es wichtig, dass in Zukunft erneuerbarer (grüner) Wasserstoff zum Einsatz kommt. Die EU Kommission hat hierzu vor kurzem einen delegierten Rechtsakt veröffentlicht, der bestimmt unter welchen Voraussetzungen Strom zur Wasserstofferzeugung eingesetzt werden darf und wann der resultierende Wasserstoff als „erneuerbar“ anerkannt wird. Der delegierte Rechtsakt konzentriert sich hierbei auf Wasserstoff nicht biogenen Ursprungs. Das bedeutet, dass hierbei primär Wasserstoff aus Elektrolyse gemeint ist und nicht aus Methanpyrolyse.

Erneuerbarer Wasserstoff 

Quelle: NWN/Daniel George

Larissa El Lahib, Wirtschaftsjuristin und Projektleiterin seitens der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) im NWN, erläutert den Entwurf:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wann Strom für die Produktion von Wasserstoff in einer Elektrolyse als erneuerbar angesehen werden kann. welche in Artikel 3 und Artikel 4 zu finden sind. Bei Strom aus dem Netz wird dieser für die Wasserstofferzeugung z. B. als erneuerbar angerechnet, wenn folgende Voraussetzungen beim Elektrolyseur vorliegen:

  • befindet sich in einer Stromgebotszone mit einem EE-Anteil von mehr als 90 Prozent,
  • oder er befindet sich in einer Stromgebotszone mit einer Emissionsintensität der Stromerzeugung von weniger als 18 g CO2e pro MJ / 65 g CO2e pro kWh
  • oder wenn die Kriterien der Zusätzlichkeit sowie die Bedingungen der zeitlichen und räumlichen Korrelation vorliegen.

Hierbei bedeutet:

  • Zusätzlichkeit“: z. B. wurde ein Power Purchase Agreement (PPA) für Strom aus einer EE-Anlage abgeschlossen und der Strom stammt aus einer EE-Anlage, die nicht früher als 36 Monate vor dem Elektrolyseur in Betrieb genommen wurde. Zudem darf keine öffentliche Förderung vorliegen.

Für Vorhaben, die vor dem 1. Januar 2028 in Betrieb genommen werden, soll es eine Übergangsphase geben.

  • zeitliche Korrelation“: z.B. wurde der EE-Strom in derselben Stunde wie der Wasserstoff produziert. Dies soll jedoch erst ab 2030 gelten. Bis Ende 2029 darf der EE-Strom im selben Monat wie der Wasserstoff erzeugt werden. Hierbei muss zudem Artikel 6 beachtet werden.
  • geographische Korrelation“: z.B. wurden der EE-Strom und Wasserstoff grundsätzlich in derselben Stromgebotszone generiert (Artikel 7).

Wie geht es nun weiter? Das EU-Parlament und Rat der EU haben nun zwei Monate für die Prüfung der beiden Rechtsakte. Sie können entweder angenommen oder abgelehnt, aber nicht geändert werden.

 

Einschätzungen aus der Branche

Quelle: NWN/Daniel GeorgeDr. Alexander Bedrunka, Fachreferent bei der KEAN und Projektleiter NWN zur Bedeutung des Delegated Acts und der Definition: 

Wir haben zwei Jahre auf diese Entscheidung gewartet und damit zwei Jahre bei der Transformation auf der Bremse gestanden. Wir begrüßen deshalb, dass der Delegated Act endlich vorliegt und so Planungssicherheit für Unternehmen gewährleistet.

Seitens der Industrie hatte man im Vorfeld Sorge vor einer zu detaillierten Regulierung – dem kommt die EU mit einer schrittweisen Einführung, insbesondere der zeitlichen Korrelation, entgegen. Kritik gibt es trotzdem: Ab 2028 würden die Regelungen die Produktion für Elektrolyseure unnötig einschränken und die Kosten der heimischen Wasserstoffproduktion erhöhen.  

Umweltverbände freuen sich über die Entscheidung, die Wasserstoffproduktion an den Ausbau erneuerbaren Stroms zu koppeln, um so einer Abschwächung des Ausbaus entgegenzuwirken. Gleichzeitig kritisieren sie aber, dass Wasserstoff aus Atomstrom in Frankreich und Schweden als erneuerbar anerkannt wird. Prinzipiell sind die Regeln der EU auch hier so zu lesen, dass der Ausbau der Erneuerbaren forciert werden muss. 

Auch wenn aktuell oft nach Amerika und den Inflation Reduction Act geschaut wird – Europa gilt mit dieser Vorlage weltweit als Pionier. Kein anderes Land hat bisher ein so umfassendes Regelwerk zur Definition von erneuerbarem Wasserstoff. 

 

H2Agrar

H2Agrar

PROJEKTE

H2Agrar_Wimmelbild

In Haren soll ein Zukunftsmodell für eine nachhaltige Mobilität in der Landwirtschaft entstehen. ©agrowea

H2Agrar

Das im Rahmen der niedersächsischen Wasserstoffrichtlinie geförderte  Projekt „H2Agrar“ aus Haren will die von landwirtschaftlichen Maschinen freigesetzten Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren. Hierzu soll ein Landmaschinenprototyp der Marke Fendt mit einem klimafreundlichen Brennstoffzellenantrieb ausgerüstet werden. Im Zuge des Projekts sollen wertvolle Erfahrungen gesammelt werden, um letztlich die Serienfertigung zu ermöglichen.

News (Januar 2024): Zwei Prototypen werden auf zwei Testbetrieben getestet!

In Haren werden aktuell die zwei Traktoren der Marke FENDT gründlich getestet. Auf zwei Testbetrieben im Emsland wird das Projekt H2Agrar vorangetrieben:

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News (28.02.2023): Fendt stellt ersten Wasserstofftraktor vor - Lieferung zweier Prototypen für das Projekt H2Agrar ins Emsland im April geplant.

In Bayern hat der Hersteller von Traktoren und Erntemaschinen FENDT seinen ersten Wasserstofftraktor vorgestellt, der im Rahmen des Projekts H2Agrar in Niedersachsen zum Einsatz kommen soll. In dem Projekt sollen zwei Prototypen des wasserstoffbetriebenen Traktors ganz regulär in landwirtschaftlichen Betrieben im emsländischen Haren eingesetzt werden. Die Lieferung der beiden Wasserstofftraktoren von Bayern nach Niedersachsen ist im April geplant. 

 

H2Agrar mit Minister Lies

Im Rahmen der niedersächsischen Wasserstoffrichtlinie erhält das Projekt eine Förderung ©agrowea

Landwirtschaftsmaschinen mit Brennstoffzellenantrieb

Beim Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen werden aktuell noch große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Diese Emissionen resultieren derzeit aus dem fast ausschließlichen Einsatz fossiler Brennstoffe und lagen im Jahr 2014 bei 6 Millionen Tonnen CO-Äquivalenten bzw. 8,5 % der Gesamtemissionen in der Landwirtschaft (Bundesministerium für Umwelt, 2016). Gelingt es, die fossilen Brennstoffe durch grünen Wasserstoff zu ersetzen, so lassen sich diese Emissionen fast vollständig reduzieren.

Deshalb soll ein Landmaschinenprototyp der Marke Fendt mit Brennstoffzellenantrieb entwickelt werden – in Vorbereitung auf eine spätere Serienfertigung. Hierdurch kann grüner Wasserstoff in der Landwirtschaft als CO-neutrale Dieselalternative bei Landmaschinen eingesetzt werden. Die Traktoren sollen den Treibstoff von der Wasserstofftankstelle in Haren beziehen. Für den Transport von Wasserstoff innerhalb der Modellregion entwickelt die Röchling Engineering Plastics SE & Co. KG spezielle Transportbehälter, die nach dem Projektende in drei Jahren auch europaweit vertrieben werden sollen. Das Projekt wird im Rahmen der niedersächsischen Wasserstoffrichtlinie gefördert und erhält einen Förderzuschuss des Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro.

 

Partner

CEC Haren
Röchling
TU Braunschweig
Hochschule Emden/Leer

Die CEC Haren GmbH & Co. KG realisiert die Errichtung eines grünen Tankstellenparks zur Versorgung des Straßengüterverkehrs mit alternativen Treibstoffen.

Logo: © CEC Haren

Seit 1997 ist Fendt eine weltweite Marke der AGCO Corporation. Fendt stellt Landtechnik wie Traktoren oder Erntemaschinen her und hat rund 6.000 Beschäftigte.

Logo: © AGCO/Fendt

Die Röchling-Gruppe ist weltweit auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung tätig. Das Unternehmen zählt rund 11.500 Beschäftigte an 90 Standorten in 25 Ländern.

Logo: © Röchling-Gruppe

An der Technischen Universität Braunschweig sind rund 20.000 Studierende in 71 Studiengängen eingeschrieben.

Logo: © Technische Universität Braunschweig

Die Hochschule Emden/Leer hat ihren Sitz in Emden. Rund 4.500 Studierende sind an der Fachhochschule eingeschrieben.

Logo: © Hochschule Emden /Leer

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    H2Nord: Wasserstoffinfrastruktur für Ostfriesland

    H2Nord: Wasserstoffinfrastruktur für Ostfriesland

    PROJEKTE

    Bescheidübergabe in Hannover: (v.l.n.r.: Eugen Firus, Vertriebsleiter H2Nord, Energieminister Christian Meyer, Claas Mauritz Brons, Geschäftsführer H2Nord).Quelle: MU

    Bescheidübergabe in Hannover: (v.l.n.r.: Eugen Firus, Vertriebsleiter H2Nord, Energieminister Christian Meyer, Claas Mauritz Brons, Geschäftsführer H2Nord). ©MU

    H2Nord – Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Ostfriesland

    Ende Januar 2023 gab Niedersachsens Energieminister Christian Meyer den Startschuss für den Aufbau einer grünen Wasserstoffinfrastruktur in Emden und Ostfriesland. Dafür übergab er einen Förderbescheid für eine Wasserstoffproduktionsanlage an die H2Nord GmbH & Co. KG. Mit 8 Mio. Euro soll der Bau einer 10 Megawatt Elektrolyseanlage inklusive Befüllstation für mobile Speicher-Container unterstützt werden. 

    H2Nord plant in einem nächsten Schritt mehrere Tankstellen für grünen Wasserstoff zu errichten und sie mit selbst produziertem Wasserstoff aus der Region zu beliefern. „Wir müssen dringend den CO2-Ausstoß im Verkehr senken, um unsere Klimaziele zu erreichen. Wasserstoff ist eine der Lösungen im Schwerlastverkehr, die wir unbedingt für eine erfolgreiche Energiewende brauchen. Mit dem Aufbau einer Wasserstofflogistik steigern wir außerdem die Attraktivität der Region, auch für die Ansiedlung weiterer Industrie- und Gewerbebetriebe“, sagte Niedersachsens Energieminister Christian Meyer bei der Bescheidübergabe.

    Entstehen soll ein grünes, regionales Wasserstoffökosystem auf Basis von lokal erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Ab 2024 soll grüner Wasserstoff an den Tankstellen zur Verfügung stehen. 

    Das Energie-Zukunftsprojekt hat ein Gesamtvolumen von 19,5 Millionen Euro. Die 8 Millionen Euro des Landes stammen aus Mitteln der Wasserstoff-Richtlinie des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Insgesamt wurden rund 80 Millionen Euro im Rahmen der Richtlinie für Pilot- und Demonstrationsvorhaben im Wasserstoffsektor beantragt und bewilligt. 

     

    Mehr Infos finden Sie hier. 

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        Im Gespräch mit Tobias Moldenhauer von EWE

        Im Gespräch mit Tobias Moldenhauer von EWE

        Credit DBT Inga HaarQuelle: privat

        Tobias Moldenhauer, Leiter Wasserstoff im Geschäftsbereich Wasserstoff und Großspeicher bei der EWE AG in Oldenburg.

        „Was es jetzt braucht, ist ein Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz“

        TES-H2 und EWE planen den Bau eines 500-MW-Elektrolyseurs am Wilhelmshavener Green Energy Hub. Damit machen die beiden Unternehmen einen weiteren wichtigen Schritt für die Energiewende.

        Der Elektrolyseur soll ab 2028 in Betrieb gehen. Die Kapazität soll zunächst 500 Megawatt betragen, und später mit einer weiteren geplanten Anlage auf eine Gesamtkapazität von 1 Gigawatt erweitert werden. Die Unterzeichnung einer Absichtserklärung beider Unternehmen steht im Rahmen der deutschen Energiestrategie, saubere Energie aus der Nordsee zu gewinnen und die Versorgung für die Wasserstofferzeugung zu erweitern. Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier.

        Diese Zusammenarbeit hat Lis Blume vom NWN als Anlass genommen mit Tobias Moldenhauer, Leiter Wasserstoff im Geschäftsbereich Wasserstoff und Großspeicher der EWE AG zu sprechen.

         

        Tobias, gemeinsam mit TES-H2 baut EWE in Wilhelmshaven einen 500 MW-Elektrolyseur. In einem zweiten Schritt soll die Kapazität dann auf 1 GW ausgebaut werden. Kannst du kurz einordnen, welche Bedeutung dieses Projekt für die Energiewende in Niedersachsen und Deutschland hat? 

        Wir sind fest davon überzeugt, dass die Energiewende und die damit verbundene Abkehr von fossilen Energieträgern mit grünem Wasserstoff gelingen wird. Damit schaffen wir eine Möglichkeit, die erneuerbaren Energien speicherfähig zu machen. Grüner Wasserstoff wird damit ein wichtiger Bestandteil der Energiezukunft in der Region, in der die besten Voraussetzungen für das Zentrum einer grünen, europäischen Wasserstoffwirtschaft vorliegen: dem Nordwesten Deutschlands. Hier in der Region ist der Anteil an erneuerbaren Energien groß und es gibt zahlreiche Infrastruktur-Komponenten, wie Gasspeicher und eines der größten Gasverteilnetze Deutschlands. Alle Maßnahmen und Projekte bauen aufeinander auf und haben ein gemeinsames Ziel: den Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Das wollen wir gemeinsam mit Partnern wie TES angehen und vorantreiben. Dafür haben wir kürzlich eine gemeinsame Absichtserklärung besiegelt.

        Das ist nicht euer erstes Projekt in der Wasserstoff-Wirtschaft. Welche „Learnings“ aus den anderen Projekten könnt ihr hier einsetzen?

        Noch stehen wir am Anfang zahlreicher Wasserstoff-Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Erzeugung über Transport und Speicherung bis zur Anwendung in der Industrie und im Schwerlastverkehr. Wir kooperieren mit anderen Unternehmen und entwickeln gemeinsam Ideen und Projekte, um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Einen Demonstrator zur Wasserstofferzeugung haben wir bereits in Betrieb und eine Wasserstofftankstelle ebenfalls, weitere befinden sich gerade in der Umsetzung. Daraus nehmen wir natürlich auch Erkenntnisse mit in die Entwicklung großskaliger Projekte. Fakten schaffen wir außerdem bereits bei der Wasserstoff-Speicherung. Im brandenburgischen Rüdersdorf bauen wir gerade eine Testkaverne und erproben gemeinsam mit dem DLR die Ein- und Auslagerung des Wasserstoffs in einem unterirdischen Hohlraum und die Wasserstoffqualität nach der Entnahme aus der Kaverne. Einen wichtigen Meilenstein haben wir vor wenigen Wochen bereits erreicht: Die 1.000 Meter lange Zuleitung zur Kaverne ist nachweislich dicht.

        Bei anderen Wasserstoff-Projekten, wie Clean Hydrogen Coastline oder Hyways for Future hat EWE Förderanträge bei Land und Bund gestellt. Dieses Mal nicht. Warum?

        Um einen Förderantrag einreichen zu können, ist erst einmal eine konkrete Projekt-Vorplanung nötig. Mit der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding zwischen EWE und TES-H2, also einer gemeinsamen Absichtserklärung, steigen wir jetzt erst in diese Vorplanung ein. Wir werden daher nach aktuellem Stand auch in diesem Elektrolyseprojekt auf Fördergelder angewiesen sein.

        Die neue niedersächsische Landesregierung spricht von Deutschlandgeschwindigkeit und Energiewende-Turbo für solche Projekte. Ist der Turbo schon in der Praxis angekommen?

        Wir hoffen sehr, dass Genehmigungsprozesse sich bei Energiewende-Projekten verschlanken. Deutschland hat mit dem neuen LNG-Beschleunigungsgesetz gezeigt, dass dies möglich ist. Was es jetzt braucht, sind entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen für eine zügige Umsetzung aller Energiewende-Projekte, wie beispielsweise durch ein Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz.

        Den grünen Strom für die Elektrolyse wollt ihr aus den Windparks in der Nordsee beziehen. Wird Offshore Wind bis 2028 so weit ausgebaut sein, dass ausreichend Energie für die Elektrolyse zur Verfügung steht?

        Der Ausbau der Erneuerbaren – egal ob Onshore- oder Offshore Windenergie – geht natürlich Hand in Hand mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft. Wir gehen daher davon aus, dass zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme unseres geplanten Elektrolyseurs in Wilhelmshaven im Jahr 2028 der Windenergieausbau entsprechend vorangeschritten ist, so dass wir keinen Engpass bei der Beschaffung des Grünstroms für die Wasserstofferzeugung befürchten. Dazu sind wir selbstverständlich in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern.

        Vielen Dank.

         

         

        Jordanien- ein Wasserstoffexporteur?

        Jordanien- ein Wasserstoffexporteur?

        Credit DBT Inga HaarQuelle: NWN

        Wasserstoff aus Jordanien trotz Wassermangels?

        Ziel der niedersächsischen Landesregierung ist es, Niedersachsen zu Tor und Drehscheibe erneuerbarer Energien zu machen. Mit seinen Tiefseehäfen hat das Bundesland ideale Voraussetzungen für den Import von grünem Wasserstoff. Die EU hat für solche Energiepartnerschaften bereits Vereinbarungen mit Namibia und Ägypten abgeschlossen. Auch Jordanien überlegt in den Export von Wasserstoff einzusteigen.

        Jordanien verfügt im Durchschnitt über etwa 300 Sonnentage pro Jahr – und kann potenziell hohe Mengen an erneuerbarem PV-Strom erzeugen. Hierdurch bietet das Land prinzipiell gute Bedingungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und den Export von grünem Wasserstoff. Auf der anderen Seite ist jedoch die Menge von Wasser im Land limitiert, weshalb Nutzungskonflikte auftreten könnten.

        Im Rahmen des vom Wuppertal Institut geleiteten und vom Auslandsbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Jordanien unterstützten Deutsch-Jordanischen Wasser-Wasserstoff-Dialogs wurden daher Möglichkeiten für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Jordanien thematisiert – unter Berücksichtigung der kritischen Situation im Wassersektor. NWN-Projektleiter Dr. Alexander Bedrunka war in dem Dialog vertreten und berichtet von der Situation in Jordanien.

        Ende September startete der erste Teil des Dialogs mit dem Besuch einer jordanischen Delegation in Wuppertal. Hier wurden neben verschiedenen Präsentationen rund um die Themen Wasser und Wasserstoff auch Praxisbeispiele wie die Müllverbrennungsanlage in Wuppertal gezeigt. Dr. Alexander Bedrunka war eingeladen, die niedersächsische Wasserstoffwirtschaft sowie Leuchtturmprojekte vorzustellen, die für Jordanien von Interesse sein könnten. „In den letzten Jahren ist in Niedersachsen eine Vielzahl an Wasserstoff-Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette entstanden. Für Vertreter aus einem Land wie Jordanien, welches beim Thema Wasserstoff noch ganz am Anfang steht, war es deshalb interessant zu sehen, wie vielfältig die Projekte bei uns sind“, so Bedrunka.

        Der zweite Teil des Dialogs fand Ende Oktober mit einer deutschen Delegation in Jordanien statt, bei der Dr. Alexander Bedrunka ebenfalls vertreten war. Ziel des Workshops war die Identifikation von potentiellen Wasserstoffanwendungen für Jordanien unter dem Gesichtspunkt der vorhandenen Wasserknappheit.

         

        Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Jordanien – welche Handlungsmöglichkeiten gibt es?

         

         

        „Anders als in Niedersachsen mit der Stahlindustrie ist in Jordanien keine Industrie vorhanden, die große Mengen an Wasserstoff zur Dekarbonisierung benötigt und somit den Aufbau einer großflächigen Wasserstoffwirtschaft für den inländischen Nutzen rechtfertigen würde. Darüber hinaus ist die Langfristspeicherfähigkeit von Wasserstoff ebenfalls nicht zwingend erforderlich, da Jordanien über durchschnittlich 300 Sonnentage im Jahr verfügt. Für die Speicherung von überschüssiger Energie kommen daher eher Batterie- und Pumpspeicher zum Einsatz.“

         

        Dr. Alexander Bedrunka, NWN-Projektleiter

        Quelle: NWN/Rainer Jensen

        Jordaniens zweitgrößter CO2-Emmitent nach der Industrie ist der Mobilitätssektor mit 45 %. Um den CO2-Ausstoß zu verringern, wird in Jordanien viel in Elektromobilität investiert. Momentan sind 40.000 batterieelektrische Fahrzeuge zugelassen und monatlich kommen 1.000 E-Fahrzeuge hinzu. Der Einsatz von Wasserstoff insbesondere für Sonder- und Nutzfahrzeuge könnte die CO2-Reduktion beschleunigen, jedoch müsste dazu ähnlich wie in Deutschland parallel zu den Ladesäulen eine H2-Tankstelleninfrastruktur aufgebaut werden.

        Zudem ergibt es zunächst Sinn, den erneuerbaren Strom aus PV-Anlagen für den Eigenverbrauch zu nutzen, da aktuell in Jordanien noch 84 % des Energiebedarfs über Energieimporte gedeckt wird. Um den Importanteil zu reduzieren, erfolgt daher ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Ziele für 2030, 14 % des Primärenergiebedarfs und 31 % des Strombedarfs über erneuerbare Energie zu decken, wurden (voraussichtlich) bereits 2021 erreicht. „Aufgrund des hohen PV-Potentials stellt sich in Jordanien die Frage, ob Wasserstoff künftig als Exportprodukt eine Zukunft hat“, erklärte Bedrunka.

        Quelle: Wittop

        Wasserstoff trotz Wassermangels? Auf Delegationsreise in Jordanien beim Workshop.

        Wassermangel beschränkt potenzielle Wasserstofferzeugung

        Es ist zwingend notwendig, einen Blick auf den Wassersektor in Jordanien zu werfen. Grundsätzlich ist in Jordanien weniger Wasser vorhanden, als benötigt wird. Der Bedarf steigt kontinuierlich durch den Zustrom von Flüchtlingen aus den benachbarten Ländern. Gleichzeitig ist der Wasserbestand im Land rückläufig. Viel Wasser wird für die inländische Landwirtschaft benötigt. „Die Produktion von Wasserstoff steht also auch immer im Konflikt mit anderen Wasseranwendungen. Das bedeutet nicht, dass Wasserstoff nicht grundsätzlich in Jordanien produziert werden kann, denn der Export von Wasserstoff bietet aus wirtschaftlicher Sicht ein gewisses Potential für das Land. Auf der anderen Seite gestaltet sich dieser Export, der indirekt auch den Export des Wassers mit sich ziehen würde, als schwierig“, sagte Bedrunka. Auf Grundlage der verschiedenen Impulse im Rahmen des Workshops, die aus den unterschiedlichen Sektoren kamen, identifizierten Arbeitsgruppen sowohl positive Effekte als auch negative Konsequenzen durch den Einsatz von Wasserstoff in Jordanien. Darauf aufbauend erarbeiteten die Teilnehmer Lösungsvorschläge, wie die nächsten Schritte für das Thema Wasserstoff in Jordanien aussehen könnten.

         

        „Da keine großen Treiber für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft existieren, sollten zunächst dezentrale Pilotprojekte initiiert werden“, sagte Bedrunka zum Ergebnis der Delegationsreise. „Ein Fokus kann dabei auf ganzheitlichen Projekten liegen, die sich nicht ausschließlich auf den Wasserstoff bei der Elektrolyse konzentrieren, sondern Sektorkopplung berücksichtigen, also auch die restlichen Nebenprodukte wie die Abwärme und den Sauerstoff nutzen. Diese Projekte sollen auch dazu führen, Wasserstoffexpertise in Jordanien aufzubauen und entsprechende Fachkräfte auszubilden.“

        Das Niedersächsische Wasserstoff-Netzwerk will die Situation in Jordanien in Zukunft weiterhin begleiten und an der Initiierung von Pilotprojekten mitwirken. Sollten Sie grundsätzlich Interesse an einer Beteiligung an möglichen Pilotprojekten in Jordanien haben, können sich gerne bei uns unter netzwerk[at]wasserstoff-niedersachsen.de melden. Sobald es in eine konkretere Phase der Projektentwicklung geht, melden wir uns im Anschluss bei Ihnen.

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