PROJEKTE

EUROPEAN HYDROGEN WEEK 2021

In der vergangenen Woche hat in Brüssel die zweite European Hydrogen Week (EHW) stattgefunden. Die fünftägige Veranstaltung bot eine Vielzahl an Vorträgen, Sessions und viel Raum für den gemeinsamen Austausch und die Diskussion von Wasserstoffthemen. Dabei wurde die wachsende Bedeutung von sauberem Wasserstoff  für die Einhaltung der EU-Klimaziele, aber auch für die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft betont.  Neele Birnbaum, Energierefentin des NWN hat die Veranstaltung verfolgt und eine kurze Zusammenfassung erstellt.

Die Rolle von sauberem Wasserstoff als Energieträger der Zukunft wird in den kommenden Jahren weiter deutlich zunehmen – da waren sich die Teilnehmenden der zweiten European Hydrogen Week in Brüssel einig. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eröffnete die European Hydrogen Week (EHW) mit dem Appell, Europas Vorreiterrolle beim Wasserstoff durch Investitionen zu sichern.

Jean-Eric Paquet von der Europäischen Kommission fügte in seiner Keynote hinsichtlich der Klimaschutz-Ambitionen der EU hinzu, dass Wasserstoff Europas Industrie erlauben werde, Emissionen zu reduzieren und die gesetzten Ziele zu erreichen. René Schutte  (FCH JU Chair) ergänzte später, dass die Vorreiterrolle Europas nicht ohne Public Private Partnerships (PPP) hätte erreicht werden können und unterstrich deren Bedeutung in der Förderung von Forschung und Innovation (R&I).

Im Weiteren sprach Kerstin Jorna von der Europäischen Kommission in ihrer Keynote über den Weg bis 2050. Frau Jorna betonte, dass die Forschung der letzten Jahre wichtig war, aber heute der Business Case von zentraler Bedeutung sei. „Es ist der Business Case, der uns auf den Weg nach 2050 bringen wird“, so Jorna. Damit das gelingen kann, dürfe Europa sich jetzt nicht abhängen lassen und müsse sicherstellen, dass es von der eigenen Forschung vollständig profitiert. Entscheidend dafür seien drei Elemente: 1) Die Schaffung eines Marktes, 2) Investitionen zu bewirken und 3) der regulatorische Rahmen. Konkret bedeute das, ausreichend Angebot und Nachfrage für Wasserstoff zu schaffen und das Einpendeln im Marktgleichgewicht zu erwirken. Hier verwies Frau Jorna auf die einleitenden Worte von Ursula von der Leyen, die in ihrer Eröffnungsrede von dem Ziel sprach, die Kosten für sauberen Wasserstoff auf unter 1,80€ pro Kilo bis 2030 reduzieren zu wollen. Neben der preislichen Entwicklung müssten für einen erfolgreichen Markthochlauf solide Projekte präsentiert und mittels regulatorischer Rahmenbedingungen Stabilität für Investoren geschaffen werden, so Jorna.

Jorgo Chatzimarkakis rief den Teilnehmenden in seinem Vortrag in Erinnerung, dass es keine Wunderwaffe auf dem 1,5 Grad-Pfad gebe. Für die Erreichung der Klimaziele dürfe man sich also nicht nur auf grünen Wasserstoff verlassen. Außerdem appellierte der CEO von Hydrogen Europe an die Industrie, Regulationen als etwas Positives zu begreifen. Gleichzeitig sollten Unternehmen aber auch adressieren, wenn diese oder Elemente daraus eine Barriere darstellen. Eine direkte Kommunikation sei laut Chatzimarkakis für ein zügiges Handeln zwingend notwendig, um so das Abwandern von Unternehmen und Know-how auf andere Märkte, etwa den US-amerikanischen Markt, zu verhindern.

Eine Herausforderung für den erfolgreichen Weg in Richtung 2050 stelle auch die Vermittlung der dafür erforderlichen Fähigkeiten dar. Um das „skill lack“ zu beheben, sei die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Bildung, unter Einbindung der Gesellschaft, zwingend notwendig, so Manuela Geleng (Director for Skills, DG Employment, European Commission). Die Behebung des Ausbildungsproblems sei ein Kernelement, um zu garantieren, dass die EU von der eigenen Forschung vollständig profitieren kann. Frau Geleng benannte in ihrer Rede darüber hinaus das Erfordernis, neue Partnerschaften zu bilden und bestehende zu stärken.

Auch die Themen der Standardisierung und Zertifizierung wurden auf der EHW adressiert. In der Session „Standards for a Hydrogen Economy“ diskutierten die Teilnehmenden unter Leitung von Joaquim Nunes de Almeida (Director, DG GROW, European Commission) über die Bedeutung von Standards für die Wasserstoffwirtschaft. Man war sich einig, dass die Entwicklung von Wasserstoff Codes, Standards, Protokollen und Zertifikaten dringend erforderlich sei. Standards könnten unter anderem dazu beitragen, Innovation zu fördern, so die Teilnehmenden.

Die European Clean Hydrogen Alliance hat fehlende Standards als eine der zentralen Barrieren/Herausforderungen benannt. Die gute Nachricht: Wir starten nicht bei null. Die Arbeit an Standards hat bereits vor 20 Jahren begonnen und das FCH JU hat verschiedene Aktivitäten unterstützt. Europa befindet sich in der Übergangsphase zu einem erneuerbaren Energiesystems. Dieser Übergang muss jetzt mittels einer zuverlässigen Anleitung inkl. Standards und Regulationen ermöglicht werden, so die Teilnehmenden des Panels.

Auch Niedersachsen war mit einer Keynote von Birgit Honé, Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, an der European Hydrogen Week beteiligt. Ihr Vortrag (7:38 bis 7:52), sowie auch die gesamte Veranstaltung ist noch online abrufbar.

 

Fazit: Vieles wurde bereits erreicht und man ist sich sicher, dass Europa für die zukünftigen Herausforderungen gut aufgestellt ist. Jetzt müsse man die vor uns liegenden Chancen nutzen und Herausforderungen wie z. B. die Skalierung der gesamten Wertschöpfungskette oder die Entwicklung von „fit-for-purpose“-Regulierungen meistern. Die Keynote-Sprecherinnen und -Sprecher, aber auch die Teilnehmenden der Panels der zweiten European Hydrogen Week waren sich einig, dass es sich um ambitionierte Ziele handelt und wir noch nicht auf Kurs seien, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Es müsse daher jetzt ein europäisches Rahmenwerk geschaffen werden, welches garantiere, dass Wasserstoff zur Dekarbonisierung und den Zielen/Plänen der Mitgliedsstaaten beiträgt. Mit den nötigen Rahmenbedingungen könne Europa seine Vorreiterrolle bei Wasserstoff-Anwendungen jedoch weiter ausbauen und den Aufbau einer klimafreundlichen Industrie forcieren.

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