Credit DBT Inga HaarQuelle: © BMBF/Hans-Joachim Rickel

v.l.n.r. Robert Habeck, Bettina Stark-Watzinger und Volker Wissing bei der Vorstellung der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie. 

Bundeskabinett beschließt Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie

Am 26. Juli 2023 hat das Bundeskabinett die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. Die Bundesregierung will:

 

  • den Markthochlauf beschleunigen mit einer Erhöhung der heimischen Produktion bis 2030 auf 10GW,
  • eine deutsche Wasserstoffinfrastruktur mit dem Wasserstoff-Kernnetz aufbauen,
  • Wasserstoffanwendungen in der Industrie, im Schwerlastverkehr und im Energiesektor etablieren. Auch der Wärmesektor wird nun berücksichtigt mit Verweise auf das Gebäudeenergiegesetz (GEG). 
  • Planungssicherheit durch rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, 
  • eine separate Importstrategie verfassen. 

Dr. Alexander Bedrunka, Projektleiter Niedersächsisches Wasserstoff-Netzwerk bei der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen kommentiert: „Es ist sehr erfreulich, dass die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie endlich verabschiedet worden ist. Sie enthält eine Vielzahl an sinnvollen Maßnahmen, die den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft deutlich beschleunigen können. Die Erhöhung der Elektrolyseleistung von 5 auf 10 GW und somit die Stärkung der inländischen Produktion stellt ein positives Signal dar. In diesem Zusammenhang spielt Niedersachsen mit den anderen norddeutschen Bundesländern eine zentrale Rolle.

Da ein Großteil unseres Bedarfs über Importe zu decken ist, muss dringend eine Importstrategie erarbeitet und veröffentlicht werden. Nur so können notwendige Projekte zeitnah in die Umsetzung mit potentiellen Exportländern gehen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass wir unseren Wasserstoffbedarf 2030 nicht decken.

Das Wasserstoffkernnetz, das am 12.07.23 vom FNB Gas e.V. als Teil der NWS veröffentlicht wurde, bietet eine gute Grundlage für den Aufbau einer flächendeckenden Transportinfrastruktur. Für die Weiterentwicklung des Wasserstoffkernnetzes muss vor allem geklärt werden, wo Wasserstoffbedarfe künftig in welchen Mengen zu verzeichnen sind und wo geeignete Standorte für systemdienliche Elektrolyseure sein können. Auch Speichermöglichkeiten müssen hier noch stärker berücksichtigt werden. Hierfür ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern notwendig.“

Dr. Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB Niedersachsen und Verbundpartner des NWN: Wir fordern, dass bei der Förderung und Transformationshilfe im Rahmen der Wasserstoffstrategie stets die Einhaltung guter Arbeitsbedingungen gewährleistet wird. Dies ist von großer Bedeutung, um die soziale Verträglichkeit der sozial-ökologischen Transformation sicherzustellen und die Beschäftigten zu Gestalter*innen der Transformation zu machen.

So gilt es, Tarifbindung mit fairen Löhnen durchzusetzen oder zu erhalten und entsprechend öffentliche Aufträge im weiteren Prozess des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft nur an tarifgebundene Unternehmen zu vergeben. Auch Mitbestimmungsstrukturen in den Unternehmen gilt es zu stärken, damit die anstehenden Veränderungen in der Wirtschaft nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer*innen ausgetragen werden oder Unternehmen auf ihre Expertise verzichten.

Die Technologieoffenheit in Bezug auf die verschiedenen Wasserstoffarten ist zu begrüßen. Gleichzeitig müssen wir jedoch eine offene Diskussion über die Anwendung von CCS (Carbon Capture and Storage) führen, um die Auswirkungen auf die Umwelt angemessen zu bewerten.

Abschließend betonen wir die Bedeutung verstärkter Maßnahmen zur Qualifizierung und Weiterbildung der Fachkräfte. Diese Aspekte kommen in der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie leider zu kurz. Nur durch die gezielte Aus- und Weiterbildung können wir den Fachkräftebedarf in den sich entwickelnden Bereichen der Wasserstofftechnologie decken und den Strukturwandel erfolgreich bewältigen. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Beschäftigten aktiv in die Veränderungsprozesse einzubinden und ihnen die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, um von den Chancen der Wasserstoffwirtschaft zu profitieren. Nur so kann die sozial-ökologische Transformation erfolgreich gelingen.“

Dr. Volker Müller, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. (UVN), Verbundpartner des NWN: „Die Verabschiedung der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) ist äußerst erfreulich, da sie eine Vielzahl sinnvoller Maßnahmen enthält, die den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft signifikant beschleunigen können und eine Grundlage für die Stärkung Deutschlands als Industrieland und Wirtschaftsstandort sowie für zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft. Besonders positiv ist die Erhöhung der Elektrolyseleistung von 5 auf 10 GW, wodurch Niedersachsen in Verbindung mit den anderen norddeutschen Bundesländern eine zentrale Rolle einnehmen wird.“

Weitere Reaktionen aus der Branche:

Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates

Da Wasserstoff trotz größter Anstrengungen ein weltweit knappes Gut bleiben wird, muss zudem eine klare Priorisierung der Anwendungsbereiche stattfinden – Wasserstoff sollte zum Beispiel nicht in der dezentralen Wärmeversorgung, sondern besser in der Industrie eingesetzt werden!“ (Zur Meldung)

Verena Graichen, stellvertretende BUND-Vorsitzende und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates

„Zwei weitere wichtige Aspekte fehlen in der Strategie bislang komplett: Effizienz und die Reduktion der Energienachfrage.“ (Zur Meldung)

Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE)

„[…] Statt auf heimische Potenziale zur Produktion von grünem Wasserstoff zu setzen, zielt die Bundesregierung mit ihrer Strategie vorrangig auf Importe per Schiff, auch von blauem Wasserstoff. Der ist durch seine Vorkettenemissionen nicht nur viel klimaschädlicher als grüner Wasserstoff, sondern auch teurer, wie kürzlich eine Studie des Wuppertal Instituts gezeigt hat.“ (Zur Meldung)

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung

„[…] Die Bundesregierung muss ihr Ziel von 10 GW heimische Elektrolysekapazität bis 2030 mit mehr konkreten Maßnahmen und Förderprogrammen unterfüttern – sowohl auf Erzeugungs- als auch auf Nachfrageseite.“ (Zur Meldung)