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Wasserstoff in der Praxis – das dritte Netzwerktreffen des NWN

Wasserstoff in der Praxis - das dritte Netzwerktreffen des NWN

„Mehr Pragmatismus“ war die Kernbotschaft des dritten Treffens des Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerks am vergangenen Freitag. Rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten aktuelle Themen und Herausforderungen, um Wasserstoffprojekte erfolgreich auf den Weg zu bringen.

Wir müssten Wasserstoff klug und zielgerichtet einsetzen, sagte Umweltminister Olaf Lies und betonte, dass Wasserstoff vor allem für die Industrieanwendungen reserviert werden müsse, die anders keine Dekarbonisierung erreichen könnten. Um den zukünftigen Bedarf an Wasserstoff überhaupt rechtzeitig decken zu können, müssten wir aber zunächst auch den Import und Einsatz anderer „Farben“, also Erzeugungsarten von CO-freiem Wasserstoff, neben dem grünen Wasserstoff zulassen. Erst bei einer ausreichenden Menge an grünem Wasserstoff sei dann der erfolgreiche Wechsel möglich.

Prof. Dr. Claudia Kemfert betonte hingegen, dass nur grüner Wasserstoff aus erneuerbarem Strom eine echte Klimaschutzwirkung entfalten würde. Dieser sei zwar aktuell noch sehr knapp und kostbar, aber wenn er entsprechend gezielt eingesetzt würde, könnte er dort eine wichtige Rolle für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Umweltschutz spielen. Umso mehr appellierte sie an die Politik, dass verbesserte Rahmenbedingungen gefordert seien und insbesondere der deutliche Ausbau der erneuerbaren Energien forciert werden müsse.

Einen Blick in die Zukunft des niedersächsischen Energiesystems warf Prof. Dr.-Ing. Rolf Brendel mit der „Simulative Kurzstudie zum Einsatz von Wasserstofftechnologie in Niedersachsen“ (SiKuWa). Laut dieser braucht Niedersachen bereits 2030 deutlich mehr Elektrolyseleistung als in der nationalen Wasserstoffstrategie vorgesehen, um den Bedarf zu decken. Dafür müssten erneuerbare Energien, also Wind- und Photovoltaikanlagen, verstärkt und konsequent ausgebaut und die Hürden dieses nötigen Ausbaus dringend abgebaut werden. Die Folien zum Vortrag finden Sie hier.

In der anschließenden Diskussionsrunde sprach sich Dr. Sopna Sury, COO Hydrogen von RWE Generation SE, für eine „pragmatische Definition“ von grünem Wasserstoff aus. Diese sei weniger eine der Farbenlehre, sondern meine eine gewisse Lösungsoffenheit verbunden mit einem aggressiven Ausbaupfad erneuerbarer Energien. Es müsse aber auch über die Nutzung von Bestandsanlagen, die aus der Förderung rausfallen, gesprochen werden und manch andere Aspekte mehr. Es gehe darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Markthochlauf zügig starten könne und nicht nur idealtypisch gedacht werde – eben pragmatisch.

Einen ähnlichen Ansatz vertrat Marten Bunnemann, Vorstandsvorsitzender der Avacon AG. In seinem „Green Energy Hub“ in Helmstedt soll grüner Wasserstoff vor Ort industriell hergestellt werden, um die gesamte Wertschöpfungskette zu dekarbonisieren. Dementsprechend müssten die regulatorischen Rahmenbedingungen in der Tat pragmatisch und stabil ausgestaltet werden. Deutschland stehe vor einer riesigen Transformationsaufgabe, die gefördert und nicht behindert werden dürfe.

Der Ruf nach mehr Pragmatismus spiegelte sich auch im Chat der Veranstaltung wider, an dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr stark beteiligt hatten.

Mit dem Wasserstoffprojekt SeWAGE H2 wird die Stadtentwässerung Hannover vom Stromfresser zum Energieproduzenten. Sie können sich das Video hier noch einmal anschauen.

Schauen Sie sich die ganze Veranstaltung im Nachgang hier noch mal an.