Veranstaltungen

„Fit für 55“ – Chancen für die Wasserstoff-Mobilität in Niedersachsen

„Fit für 55“ - Chancen für die Wasserstoff-Mobilität in Niedersachsen

„Wasserstoff kann uns helfen, unabhängiger und souveräner zu werden“ – mit dieser Kernbotschaft eröffnete Europa- und Regionalministerin Birgit Honé eine gemeinsame Online-Veranstaltung zum Thema Wasserstoff-Mobilität des Ministeriums für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung sowie des Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerks (NWN). Ein zügiger Ausbau der Wasserstoffwirtschaft könne uns demnach aus der Abhängigkeit fossiler Energieträger lösen – auch im Mobilitätssektor, wie die Online-Veranstaltung am 21.März gezeigt hat.

Im Fokus der Veranstaltung stand dabei das „Fit für 55“-Paket der Europäischen Union, das den Einsatz von grünem Wasserstoff und seiner Derivate im Verkehrssektor beschleunigen soll. Neben verbindlichen Maßnahmen zur Förderung des Einsatzes nachhaltiger Kraftstoffe für den Luft- und Schiffsverkehr u.  a. auf Basis von Wasserstoff hat die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Verordnung vorgelegt, der erstmals europaweit verbindliche Ausbauziele für eine Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur vorsieht. Die Wasserstoff-Mobilität nimmt also Fahrt auf – laut Ministerin Honé müsse der Einsatz von grünem Wasserstoff jedoch vorrangig in den Bereichen ausgebaut werden, in denen eine direkte Elektrifizierung nicht sinnvoll ist.

Dies betonte auch Dr. Matthes, Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat (NWR) und Forschungskoordinator am Öko-Institut. Wasserstoff solle laut einer Studie des Öko-Instituts vorwiegend in Bereichen zum Einsatz kommen, in denen es keine andere Möglichkeit der Dekarbonisierung gibt – also in den Industrie-Sektoren Stahl, Chemie und Zement, aber auch im Flug- und Schiffsverkehr.

Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Industrie nötig

Nach der Einführung zum politischen und wissenschaftlichen Rahmen ging es dann in die Praxis. Dabei zeigten Video-Einspieler von niedersächsischen Wasserstoff-Akteuren die unterschiedlichen Bedarfe der betroffenen Brachen mit Blick auf den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft. Neben der Gewinnung und Ausbildung von Fachkräften wurden auch regulatorische Instrumente angesprochen, um die Wasserstofferzeugung günstiger zu machen.

Nicole Dreyer-Langlet von Airbus erläuterte die Pläne des Unternehmens, bis 2035 das Wasserstoff-Flugzeug ZEROe im Flugverkehr einzusetzen. Eine große Herausforderung auf dem Weg zum serienmäßigen Einsatz von Wasserstoff-Flugzeugen sei dabei das benötigte Wasserstoff-Ökosystem für die Luftfahrt. Zur Bewältigung dieser Herausforderung brauche es einen Schulterschluss zwischen Politik, Wissenschaft und Industrie. Gleichzeitig müssten die geplanten IPCEI-Vorhaben zügig umgesetzt werden, um die angestrebten Ziele zu erreichen, so Dreyer-Langlet.

Ähnliche Wünsche hatte auch Katja Baumann von der MARIKO GmbH, die in der maritimen Wirtschaft aktiv ist. Frau Baumann stellte die große Herausforderung dar, den CO2-Ausstoß im Schiffsverkehr bis 2030 um mindestens 55% zu reduzieren. Wasserstoff könne hierbei eine zentrale Rolle spielen – müsse jedoch aus regenerativen Quellen stammen. Für Seehäfen machte Frau Baumann ein großes Potenzial aus – nämlich in der Funktion als „Energiedrehscheibe“ für den Import und die Verteilung von grünem Wasserstoff. Von europäischer Seite wünsche sich die MARIKO GmbH Regelungen, die für alle Verkehrsträger gelten, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.

Nora Oberländer von H2 Mobility widmete sich in ihrem Vortrag der Wasserstoffinfrastruktur, die beim Hochlauf der Wasserstoffmobilität von zentraler Bedeutung sei. H2 Mobility plant und baut nicht nur Wasserstofftankstellen, sondern ist auch gleichzeitig der weltweit größte Betreiber in diesem Bereich.  Für eine erfolgreiche Wasserstoffinfrastruktur müssten sowohl die Genehmigungsverfahren als auch die Fördermittelvergabe vereinfacht werden, so Oberländer. Zudem sollten Fahrzeuge und Wasserstoffinfrastruktur zusammen gedacht werden, um auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene die Wasserstoffmobilität erfolgreich zu gestalten.

Fazit

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Wasserstoff-Mobilität – insbesondere in Niedersachsen – großes Potenzial hat. Mit dem Fit für 55-Paket hat die EU-Kommission wichtige Rahmenbedingungen definiert, die den Einsatz von Wasserstoff im Mobilitätssektor beschleunigen sollen. Für einen erfolgreichen Hochlauf der Wasserstoffmobilität in Niedersachsen sei jedoch ein Zusammenspiel aus Politik, Wissenschaft und Industrie nötig. Von politischer Seite brauche es daher Regelungen, die für alle gelten, einfache Genehmigungsverfahren und zielgerichtete Förderinstrumente ohne hohe Zugangshürden sowie die zügige Bewilligung geplanter Großprojekte.  

 

Die einzelnen Präsentationen können Sie mit Klick auf die folgenden Logos herunterladen.