Grüner Stahl aus Niedersachsen: Demonstrationsprojekt einer Direktreduktionsanlage

Grüner Stahl aus Niedersachsen: Demonstrationsprojekt einer Direktreduktionsanlage

PROJEKTE

Startschuss für grünes Eisen aus Lingen

Die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel. Allein in Deutschland werden jährlich rund 55 Millionen Tonnen CO2 bei der Stahlherstellung emittiert. Das entspricht sechs Prozent der deutschen Gesamtemissionen. In Lingen wurde im August 2023 die weltweit größte Wasserstoff-Direktreduktionsanlage zur Herstellung von grünem Eisen von Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Meyer eröffnet. Mit Inbetriebnahme der weltweit größten Direktreduktionsanlage auf dem Gelände des RWE Gaskraftwerks Emsland kann Eisenerz allein mithilfe von grünem Wasserstoff, und damit vollständig klimaneutral, reduziert werden. 

News (06.11.2023): Baubeginn des ersten grünen Eisenwerks in Afrika

Am 06. November 2023 fand die Grundsteinlegung für das erste grüne Eisenwerk in Afrika statt. Das HyIron/Oshivela-Projekt wird grünen Wasserstoff erzeugen und damit klimaneutral Eisenerz zu Eisen reduzieren. Der erzeugte Eisenschwamm, das Eisen, kann dann an Stahlwerke auch in Deutschland verschifft werden. Das Projekt HyIron wird die erste industrielle klimaneutrale Produktionsstätte für Eisen auf dem afrikanischen Kontinent sein. Mehr erfahren

Quelle: Hylron_Georg Schreiber

Die Anlage in Lingen bei der Eröffnung 2023.

 

„Die Inbetriebnahme der Pilotproduktion am Standort Lingen ist für uns ein wesentlicher Meilenstein, um das Produkt „grünes Eisen“ zur Marktreife zu führen und die deutsche Technologie weltweit zu etablieren“, sagt Dr. Stephan Köhne, geschäftsführender Gesellschafter der HyIron. „In Namibia bauen wir mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) derzeit eine Produktion im industriellen Maßstab auf. Langfristig können wir dort bis zu zwei Millionen Tonnen Eisen für die deutsche Stahlindustrie produzieren. Hier in Lingen setzen wir schon jetzt Eisenerz aus Namibia ein, um den Prozess und das Produkt zu optimieren“, ergänzt Köhne.

Ermöglicht wird dieser innovative Prozess durch die Entwicklung eines eigenen gasdichten Drehrohrofens. Hier reagiert Wasserstoff vollständig mit dem Sauerstoff im Eisenerz und wandelt es in elementares Eisen (Direct reduced iron (DRI)) um. Anstatt Kohlenstoffdioxid entsteht dank dieser Technologie lediglich Wasserdampf, der wieder zur Wasserstoffherstellung genutzt werden kann. Dieser Kreislauf stellt einen weiteren entscheidenden Vorteil auf dem Weg zur nachhaltigen Produktion von Eisen dar.

Die Standortentscheidung für Lingen ist aufgrund der hohen Dichte an Wasserstoffvorhaben in der H2-Region Emsland allgemein und speziell am RWE Gaskraftwerksstandort Emsland getroffen worden. Der grüne Wasserstoff für HyIron wird zukünftig in der 14-Megawatt-Pilot-Elektrolyse von RWE erzeugt, die voraussichtlich Ende 2023 direkt neben der Direktreduktionsanlage ihren Betrieb aufnehmen wird. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz fördert den Bau der Pilotelektrolyse mit acht Millionen Euro.

BENTELER-SteelTube_Produktion

©BENTELER

Grüner Stahl aus grünem Eisen – dank Wasserstoff

Bei der Direktreduktion wird Eisenerz mithilfe von Wasserstoff reduziert. Der Wasserstoff reagiert dabei mit dem Sauerstoff im Eisenerz (Eisenoxid) und wandelt es in sogenannten Eisenschwamm um. Dieser Prozess wird „direct reduced iron“ (DRI) genannt. Statt Kohlenstoffdioxid, wie im klassischen Hochofen, entsteht bei dieser Technologie Wasserdampf. Der Eisenschwamm wird anschließend mit Stahlschrott eingeschmolzen und zu Stahl weiterverarbeitet. BENTELER Steel/Tube verwendet zukünftig diesen Stahl, um daraus CO2-arme nahtlose und geschweißte Rohrlösungen zu produzieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen im ersten Schritt über eine Tonne pro Stunde grünes Eisen mit Hilfe von Wasserstoff produziert werden. Dieser grüne Wasserstoff soll über Elektrolyseanlagen von LSF auf dem Kraftwerksgelände erzeugt und in die DRI-Anlage eingespeist werden.

Partner entlang der Wertschöpfungskette

„Diese DRI-Technologie hat großes Potenzial zur Dekarbonisierung der Stahlindustrie. Das technische Know-how vom Start-up CO2GRAB, das diese Anlage errichten und betreiben wird, ergänzt die Expertise von RWE entlang der gesamten Wertschöpfungskette für grünen Wasserstoff. LSF wird die Betriebsweise der Elektrolyse an die fluktuierende Produktion von Wind- und Solarstrom optimieren. BENTELER Steel/Tube wird den reduzierten Eisenschwamm anschließend weiter zu grünem Stahl und klimaneutralen Qualitätsrohren verarbeiten. Mit diesem Projekt können wir somit einen bedeutenden Beitrag zur Klimaneutralität leisten“, erklären die Partner in einer gemeinsamen Stellungnahme

Partner

co2grab
RWE_Logo_2018.spng
LSF ENERGY
©Benteler International

Das Start-Up wurde mit dem Ziel gegründet, effiziente Technologien zur Vermeidung von neuen CO2-Emissionen zu entwickeln und zu vermarkten. Als grundlegender Maßstab wird dabei eine zeitnahe und weltweite Skalierbarkeit durch wirtschaftliche Umsetzbarkeit angelegt.

Logo © CO2GRAB

Mit seinen Gaskraftwerken steht RWE mit seinen rund 3.000 Beschäftigten auf Platz 3 in Europa. In der RWE Generation bündelt der Konzern seine Wasserstoffaktivitäten. RWE treibt mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft über 30 Wasserstoff-Projekte voran.

Logo © RWE

 

LSF plant, errichtet und betreibt Anlagen von Erneuerbare Energien, insbesondere Windenergieanlagen. Dabei legt das Unternehmen einen besonderen Schwerpunkt auf Bürgerbeteiligungsmodelle und akzeptanzschaffende Maßnahmen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Logo © LSF & Partner

 

BENTELER Steel/Tube entwickelt und produziert Stahl sowie nahtlose und geschweißte Qualitätsstahlrohre. Das Unternehmen bietet weltweit Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Werkstoffentwicklung bis zur Rohranwendung.

Logo © Benteler

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    Gerechter Wandel auf den Punkt – Wasserstoff als Energieträger der Industrie

    Gerechter Wandel auf den Punkt – Wasserstoff als Energieträger der Industrie

    PROJEKTE

    Gerechter Wandel auf den Punkt

    Gerechter Wandel auf den Punkt ist eine neue Info-Reihe, in welcher kurz und verständlich Informationen rund um die Themen Energiewende und Transformationen der Wirtschaft gegeben werden. Besonders interessant sind diese Beiträge für Beschäftigte und ihre Vertretungen, also Betriebs- und Personalräte.

    In der ersten Ausgabe „Wasserstoff als Energieträger der Industrie“ dreht sich alles um Wasserstoff.

    News (Januar 2024): Die zweite Ausgabe "Ohne Wasserstoff kein stabiles Energiesystem" ist erschienen!

    Wie sieht der zukünftige Stand von Wasserstoff im Energiesystem aus? Welche Hürden gibt es? Können wir unabhängig von Importen sein? Was muss jetzt umgesetzt werden? Diese Fragen beantwortet Christoph Peters vom DGB in der zweiten Ausgabe. Hier geht es zum Dokument.

    Welche Rolle spielt (grüner) Wasserstoff in Zukunft und welche Rolle hat Niedersachsen dabei? Wo sollte Wasserstoff in erster Linie eingesetzt werden? Wie stärkt der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft unsere Industrie und was bedeutet das für die Beschäftigten?

    Wasserstoff ist ein zentraler Teil der Energiewende, da er sich klimaneutral herstellen und nutzen lässt. Viele Branchen, wie die Industrie, die Mobilität oder die Energieversorgung, können von dem Energieträger profitieren. Für die Abkehr von fossiler Energie ist Wasserstoff also notwendig, um die Erderwärmung zu bekämpfen.

    Besonders die Industrie benötigt Wasserstoff als alternativen Energieträger. Das liegt daran, dass es keine besseren Alternativen aus erneuerbaren Energiequellen gibt, die die große Menge an Hitze erzeugen kann, die z.B. bei der Stahlerzeugung benötigt wird. Mit dem Projekt SALCOS der Salzgitter AG wird der Aufbau einer CO2-armen Stahlherstellung in Gang gesetzt.

    Doch wie funktioniert die Herstellung?

    Bei der Elektrolyse wird Energie benötigt, die das Wasser ist Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufspaltet. Dabei unterscheidet man in grünen oder blauen Wasserstoff. Bei grünem Wasserstoff stammt die Energie aus erneuerbaren Quellen, bei blau aus fossiler Energie. Daher ist grüner Wasserstoff nachhaltiger, doch auch blauer Wasserstoff ist klimaschonender. Wieso? Das erfahren Sie hier.

    Dank Windenergieerzeugungen kann Niedersachsen grünen Wasserstoff herstellen und in Kavernen speichern. Das reicht jedoch nicht aus, weshalb auch Wasserstoff importiert werden muss. Jedoch planen die norddeutschen Bundesländer fünf Gigawatt Elektrolyseleistung bis 2030 für die Herstellung von Wasserstoff zu installieren. Doch auch hier ist noch einiges zu tun.

    Wasserstoff ist ein zukunftsfähiges Produkt, dadurch kann die Wasserstoffwirtschaft Arbeitsplätze sichern und auch neue Plätze schaffen. Dafür bedarf es an Qualifizierungsmöglichkeiten und an Unterstützung aus der Politik (z.B. Förderprogramme). Eine Übersicht an Qualifizierungsmöglichkeiten finden Sie hier.

    Den kompletten Infotext finden Sie unter diesem Link.

    Herausgeber ist der Deutsche Gewerkschaftsbund Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, Verbundpartner vom Niedersächsischen Wasserstoffnetzwerk.

    Gefördert durch das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz.

    ©DGB

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      Green Wilhelmshaven

      Green Wilhelmshaven

      PROJEKTE

      Green Wilhelmshaven

      Laut Nationaler Wasserstoffstrategie soll der deutsche Wasserstoffbedarf durch eine Kombination aus Eigenproduktion und dem Import von Wasserstoff aus anderen Ländern gedeckt werden. In dem Projekt Green Wilhelmshaven wird dieser Gedanke aufgegriffen, indem der Import von Wasserstoff mittels Ammoniaks im Großmaßstab ermöglicht wird, gleichzeitig jedoch auch grüner Wasserstoff per Elektrolyse vor Ort produziert wird. Hierdurch werden Kapazitäten aufgebaut, die zusammen 10-20 % des Wasserstoff-Bedarfs ganz Deutschlands im Jahr 2030 decken könnten.

      News (06.09.2023): Solarpark in Wilhelmshaven (17 MWp) soll Produktion von grünem Wasserstoff ermöglichen

      In Wilhelmshaven errichtet Uniper derzeit einen Solarpark mit einer Leistung von 17 MWp. Der Park soll an die bereits bestehend Netzinfrastruktur an einem Uniper-Standort angeschlossen werden, wodurch auch die Produktion von grünem Wasserstoff am Standort ermöglicht wird. Der Solarpark reiht sich damit in die anderen Aktivitäten im Projekt „Green Wilhelmshaven“ ein. Mehr erfahren

      Im Zentrum des Projekts von Uniper steht ein Importterminal für grünes Ammoniak in Wilhelmshaven – inklusive eines sogenannten „Ammoniak-Crackers“, der die Umwandlung von Ammoniak in grünen Wasserstoff und Stickstoff ermöglicht. Grünes Ammoniak kann gut zum Transport von Wasserstoff genutzt werden, da es neben einer hohen Energiedichte auch eine gute Lagerbarkeit besitzt.

      Bevor das grüne Ammoniak in Deutschland in Wasserstoff umgewandelt werden kann, muss es im exportierenden Land zunächst jedoch per katalytischer Synthese aus Stickstoff und grünem Wasserstoff hergestellt werden. Anschließend kann es aufgrund der guten Transportfähigkeit z.B. per Schiff nach Wilhelmshaven verschifft und im Ammoniak-Cracker (in der NH3-Spaltanlage) schließlich wieder in grünen Wasserstoff umgewandelt werden. Die Herstellung des Ammoniaks vor dem Transport und die Wiederumwandlung zu Wasserstoff in Deutschland bedeuten jedoch Verluste, die den Gesamtwirkungsgrad reduzieren. Aufgrund der guten Transporteigenschaften kann das grüne Ammoniak aber entscheidend dazu beitragen, die Versorgungssicherheit mit grünem Wasserstoff deutlich zu erhöhen. Die Anlage in Wilhelmshaven soll die erste skalierte Anlage dieser Art in Deutschland werden.

      Quelle: Uniper

      Zusätzlich ist im Projekt „Green Wilhelmshaven“ eine Elektrolyse-Anlage in einer Größenordnung von etwa einem Gigawatt geplant. Der erzeugte grüne Wasserstoff soll insbesondere der Versorgung der lokalen Industrie dienen, kann aber auch ins Netz eingespeist werden. Zusammen mit der Wasserstoff-Produktion im „Ammoniak-Cracker“ können laut Planungen schließlich 300.000 Tonnen Wasserstoff erzeugt werden – was ca. 10-20 % des vorgesehenen Wasserstoff-Bedarfs Deutschlands im Jahr 2030 entspricht.

      In dem Projekt „Green Wilhelmshaven“ können zudem infrastrukturelle Vorteile der Region genutzt werden, da mit den Salzkavernen in Etzel oder Krummhörn die großtechnische Speicherung von Wasserstoff möglich ist.

      Mehr zu dem Projekt gibt es hier.

      Über Uniper

      Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 11.500 Mitarbeitenden in mehr als 40 Ländern. Das Unternehmen plant, in der europäischen Stromerzeugung bis 2035 CO2-neutral zu werden. Mit rund 33 Gigawatt installierter Kapazität gehört Uniper zu den größten Stromerzeugern weltweit.

      © Uniper

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        H2FEE

        H2FEE

        PROJEKTE

        H2FEE

        Neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien ist der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ein zentraler Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität Deutschlands im Jahr 2045. Da sich die Wasserstoffstrategien und die Infrastruktur von Bund und Ländern aber vor allem an großen und zentralen Verbrauchern orientiert, sind konkrete Geschäftsmodelle und deren Umsetzung im ländlichen Raum und in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) derzeit erschwert.

        Um Potentialflächen für die Wasserstofferzeugung und -Nutzung zu identifizieren und zu bewerten, wird im Projekt H2-FEE aktuell ein webbasiertes Geoinformationssystem entwickelt, das eine Planungsgrundlage für den potenziellen Einsatz von grünem Wasserstoff in KMU und ländlich geprägten Regionen gibt. Das Projekt wird dabei vom Land Niedersachsen gefördert.

        „Bei Standortempfehlungen für die Produktion und Speicherung von grünem Wasserstoff und PtG sind vielfältige Raumnutzungen und Anforderungen zu berücksichtigen. Im H2-FEE-Projekt achten wir bei der Standorteignung auch auf die Natur- und Landwirtschaftsverträglichkeit.“

        Prof. Dr. Jochen Hack

        Institut für Umweltplanung, Leibniz Universität Hannover

        Aktuell stehen beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft insbesondere die großen Verbrauchszentren wie die Chemie- oder Stahlindustrie im Fokus. Da diese besonders energieintensiv sind, nicht oder nur schwer elektrifiziert werden können und große Mengen CO2 ausstoßen, ist diese Fokussierung zunächst sinnvoll – gleichzeitig müssen jedoch auch in ländlichen Gebieten und in kleinen und mittleren Unternehmen Möglichkeiten geschaffen werden, um die Transformation mittels grünen Wasserstoffs zu ermöglichen. „Wasserstoff ist ein sehr gefragtes, jedoch sehr edles und teures Produkt. In kleineren Anwendungen, wie beispielsweise klein- und mittelständischen Unternehmen und dem ländlichen Raum, muss man daher genau hinsehen. Können Wasserstoff und dessen Derivate auch hier CO2 sparend und kostengünstig angewendet werden? Aus diesem Sachverhalt ist unsere Idee für das Projekt H2-FEE entstanden“, so Prof. Dr. – Ing. Carsten Fichter vom Projektpartner Energiesynergie.

        Damit KMU und Kommunen sich für die Produktion und Nutzung von Wasserstoff entscheiden, sind zuvor umfangreiche Standortplanungen nötig. Denn eine passgenaue Planung ist stets auch von räumlichen Aspekten wie dem lokalen Angebot an Erneuerbaren oder H2-Bedarfen abhängig. Um Planerinnen und Planern ein passendes Tool in die Hand zu geben, werden im Rahmen des Projekts H2-FEE daher in einem neuen Open-WebGIS diverse Daten kombiniert – seien es Erneuerbare Energien- und -Biogasanlagen, vorhandene Infrastrukturen, Flächenbedarfe für die Nahrungsmittelproduktion und den Naturschutz oder auch die Flächennutzungskosten sowie die regionale Energiesystemumgebung.

        Quelle: AdobeStock

        Durch die Erfassung der verschiedenen Daten können in Zukunft ortsbezogen konkrete, erfolgsversprechende Geschäftsmodelle für Wasserstoff- und PtG-Projekte und daraus resultierende Vermarktungsmöglichkeiten entwickelt werden – insbesondere für KMU und Kommunen im ländlichen Raum. Raphael Niepelt vom Institut für Festkörperphysik der Leibniz Universität Hannover hierzu: „Mit unserem Projekt wollen wir Kommunen und Unternehmen im ländlichen Raum abseits der großen Transportkorridore für grünen Wasserstoff unterstützen. In einem ganzheitlichen Ansatz ermitteln wir Potentiale für die dezentrale Erzeugung von flexiblen erneuerbaren Energieträgern, damit auch diese Akteur*innen von der Energiewende profitieren können.“

        „Das Open-WebGIS von H2-FEE wird die Identifikation von günstigen Standorten für die Erzeugung erneuerbarer Energien mit Kopplung von Power-to-Gas-Anlagen ermöglichen und so einen zentralen Baustein für die Dekarbonisierung energieintensiver Industrien darstellen.“

        Jonas Berndmeyer

        Projektmanager, nefino

        Das Web Geoinformationssystem (WebGIS) soll dabei insbesondere der Identifikation und Bewertung von Potentialflächen dienen, welche für die Umstellung von Biomasse-Produktion auf grüne Energieträger wie Wasserstoff und weiterer Derivate genutzt werden können. Aktuelle Standorte von Biogasanlagen sind nämlich gut für die zukünftige Produktion flexibler grüner Energieträger geeignet. Da laut der Projektpartner für 1 TWh/a Wasserstoff aus einem Solar-Wind-Hybridkraftwerk lediglich 6 Quadratkilometer Fläche nötig sind, für 1 TWh/a Biogas aus Silomais hingegen 170 Quadratkilometer ist die Umstellung von Biogasanlagen in Hinsicht auf den Flächenverbrauch durchaus sinnvoll.

        Projektmitglieder

        gefördert durch

        RWE baut 14 Megawatt Elektrolyse-Testanlage in Lingen

        RWE baut 14 Megawatt Elektrolyse-Testanlage in Lingen

        PROJEKTE

        RWE baut 14 Megawatt Elektrolyse-Testanlage in Lingen

        Das Land Niedersachsen unterstützt den von RWE geplanten Bau einer Test-Elektrolyse in Lingen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Den entsprechenden Bescheid übergab Olaf Lies, Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz am Dienstag, den 03. Mai 2022. Baustart soll im Juni sein. Die Anlage soll ab Mitte 2023 grünen Wasserstoff erzeugen.

        News (08.08.2023): Elektrolyse-Testanlage wird eröffnet

        Am Freitag, den 11.08. eröffnet Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Christian Meyer die in Lingen gebaute Elektrolyse-Testanlage von RWE. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung Produktion von grünem Wasserstoff erreicht.

        News (10.05.2023): RWE und Westfalen Gruppe errichten Wasserstoff-Tankstelle in Lingen

        RWE und die Westfalen Gruppe wollen künftig gemeinsam am Aufbau eines nationalen Tankstellennetzes arbeiten. Der Startschuss soll dabei in Lingen gemacht werden, wo planmäßig die erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle des Joint Ventures errichtet wird.

        Die Tankstelle soll dabei vor dem Gelände des RWE Gaskraftwerkes Emsland entstehen und könnte bereits ab 2024 LKW, Busse, Müllfahrzeuge und andere mit grünem Wasserstoff versorgen. Der grüne Wasserstoff für die Tankstelle werde dabei laut RWE in dem 14-Megawatt-Pilotelektrolyseur erzeugt, der derzeit auf dem Gelände des Gaskraftwerkes Emsland errichtet wird. Mehr erfahren..

        News (30.03.2023): Acht Module für alkalischen 10-MW-Elektrolyseur erreichen Lingen! RWE plant Test-Betrieb ab Herbst 2023

        RWE hat am Standort des Gaskraftwerks Emsland in Lingen die ersten acht Module eines Druck-Alkali Elektrolyseure für die Wasserstofferzeugung in der geplanten Pilotanlage erhalten. Die Module werden nun zu den sogenannten „Stacks“ zusammengebaut und können voraussichtlich im Herbst dieses Jahres in Betrieb gehen. Die Module wurden von Sunfire hergestellt und besitzen insgesamt eine Leistung von 10 Megawatt. Mehr erfahren

         

        Die Pilot-Elektrolyse wird zunächst eine Kapazität von 14 Megawatt (MW) haben und damit
        direkt zu den größten Anlagen ihrer Art in Deutschland gehören. RWE will in der Versuchsanlage
        zwei Elektrolyse-Technologien unter industriellen Bedingungen erproben: Der Dresdner
        Hersteller Sunfire installiert für RWE einen Druck-Alkali-Elektrolyseur mit einer Kapazität von
        10 MW. Parallel dazu errichtet Linde, das weltweit führende Industriegase- und Engineering-
        Unternehmen, einen 4-MW-Protonen-Austausch-Membran-Elektrolyseur (PEM). RWE wird
        Eigentümer und Betreiber der gesamten Anlage in Lingen sein.

        Ab Frühjahr 2023 soll die Anlage mithilfe von grünem Strom pro Stunde bis zu 290 Kilogramm grünen Wasserstoff erzeugen. Das Projekt ist auf drei Jahre mit Option für eine Verlängerung um ein Jahr angelegt.

         

        Einsatz

        Der dabei erzeugte Wasserstoff soll in ein öffentliches Wasserstoffnetz eingespeist oder dem Brennstoff für Gasturbinen des Kraftwerkes beigemischt werden. Zudem könnte damit die wasserstofffähige Gasturbine versorgt werden, deren Errichtung RWE und Kawasaki bis 2024 in Lingen planen.

         

        Standort

        Lingen spielt eine Schlüsselrolle in RWEs Wasserstoffstrategie: Im Rahmen des Projekts GET H2 plant das Unternehmen, dort bis 2024 eine erste 100-MW-Elektrolyseanlage zu errichten. Die Kapazität dieser Anlage soll bis 2026 auf 300 MW ausgebaut werden. Ziel von GET H2 ist es, gemeinsam mit Partnern die kritische Masse zu schaffen, die es braucht, um den Aufbau einer überregionalen Wasserstoffinfrastruktur in Gang zu setzen und einen starken europäischen Wasserstoff-Markt zu entwickeln.

        Förderung

        Das Land Niedersachsen unterstützt den Bau mit 8 Mio. Euro. RWE gab bekannt 30 Mio. Euro in den Bau der Test-Elektrolyse auf dem Gelände des Gaskraftwerks Emsland zu investieren.

        Sopna Sury

        COO Hydrogen RWE Generation

        Bis 2030 wird RWE zwei Gigawatt eigene Elektrolysekapazität schaffen, um damit grünen Wasserstoff zu erzeugen. Die Investitionsentscheidung für eine Versuchsanlage hier in Lingen ist richtungsweisend für uns. Damit wollen wir Betriebserfahrungen im industriellen Einsatz der beiden Technologien sammeln, die etwa im Rahmen von GET H2 im dreistelligen Megawatt-Bereich zum Einsatz kommen sollen. Die Förderzusage des niedersächsischen Umweltministeriums trägt maßgeblich dazu bei, dass dieses Pilot-Projekt umgesetzt werden kann, das den Weg bereitet für künftige Großanlagen.

        ©RWE

        Olaf Lies

        Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz

        Wir sehen hier in Lingen eine faszinierende Transformationsgeschichte hinein in die Zukunft unserer Energieproduktion. RWE zeigt damit nicht nur, dass es zum Energiestandort Lingen steht. Mit dem Pilotprojekt wird auch der erste Schritt gegangen zum geplanten Aufbau großskaliger Elektrolysekapazitäten hier vor Ort. Hier schaffen wir gemeinsam die Basis für einen ganzen Elektrolyseur-Park, der hier entstehen kann und soll.

        Außerdem führt uns der Krieg in der Ukraine so deutlich wie nie zuvor vor Augen, dass wir die Energiewende brauchen – eher heute als morgen. Sie steht mittlerweile für mehr als nur Klimafreundlichkeit, sie wird zum Symbol für Frieden und Unabhängigkeit. Wasserstoff wird dabei fester Bestandteil unseres Energiesystems, ihn brauchen wir zum Erreichen unserer Klimaziele. Die Energiewende kann nur mit Molekülen und Elektronen gelingen. Auch dazu trägt RWE mit diesem Projekt seinen Teil bei.

        Durch den Bau und gleichzeitigen Betrieb der beiden unterschiedlichen Elektrolyseurtypen wird ein fundierter Vergleich der technischen und wirtschaftlichen Parameter der beiden Technologien möglich. Die so gewonnen Erkenntnisse können dann einfließen in die anstehenden Investitionsentscheidungen zum Ausbau der Elektrolysekapazität dann im dreistelligen Megawatt-Bereich.

        ©picture_alliance-Holger_Holleman-dpa

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          Northern Green Crane

          Northern Green Crane

          PROJEKTE

          Quelle: Hydrogenious LOHC Technologies

          Bild: ©Hydrogenious LOHC Technologies GmbH

          Northern Green Crane

          Im Rahmen des Projekts Northern Green Crane soll die Wasserstofferzeugung in Schweden mit den Nachfragezentren in Mitteleuropa – u.a. Lingen im Emsland – verbunden werden. Hierzu soll in Schweden zunächst grüner Wasserstoff hergestellt werden, der anschließend mit Hilfe eines flüssigen organischen Trägermaterials (Liquid Organic Hydrogen Carrier, kurz: LOHC) transportfähig und lagerbar gemacht wird. Auf dem Seeweg wird das LOHC dann zunächst über Rotterdam und die Ems nach Lingen verschifft. Dort wird aus dem LOHC in einer geplanten Dehydrierungsanlage wiederum Wasserstoff freigesetzt und für die Industrie vor Ort nutzbar gemacht sowie in das lokale Wasserstoff-Pipelinenetz eingespeist.

          News (10/2022): H2-Produktionsstandort von Spanien nach Schweden verlegt

          Wie die Hydrogenious LOHC Technologies GmbH Anfang Oktober mitteilte, wird der Wasserstoffproduktionsstandort des „Green Crane“-Projektes von Spanien nach Schweden verlegt. Hierdurch erhält das Projekt den neuen Namen „Northern Green Crane“.  Da Spanien zunächst eigene nationale Bedarfe an grünem Wasserstoff decken wolle, muss der H2-Produktionsstandort des Projekts nach Schweden verlegt werden. Die Standorte für die Wasserstoffanlandung (wie Lingen) seien von der Veränderung jedoch nicht betroffen.

          Um den Wasserstoffbedarf Deutschlands zu decken, muss laut der Nationalen Wasserstoffstrategie ein großer Teil des grünen Wasserstoffs importiert werden. Im Projekt Northern Green Crane soll genau dies im Großmaßstab geschehen. Der grüne Wasserstoff soll dabei in Schweden mittels Erneuerbarer Energien wie Wind- und Wasserkraft produziert und mit Hilfe der LOHC-Technologie transportfähig und lagerbar gemacht werden.

          Der grüne Wasserstoff kann so auf dem Seeweg zunächst nach Rotterdam gebracht und per Binnenschiff nach Lingen transportiert werden. In Lingen will Hydrogenious eine Dehydrierungsanlage errichten, die Wasserstoff mit einer Kapazität von 12 Tonnen pro Tag aus dem LOHC freisetzen kann.  Der hierdurch gewonnene Wasserstoff wird anschließend für die Industrie vor Ort zur Verfügung gestellt oder im Rahmen der GET H2-Initiative in das lokale Wasserstoff-Pipelinenetz eingespeist.

          Quelle: Hydrogenious LOHC Technologies

          Das Projekt soll ab 2026 die Lieferung von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab ermöglichen. Durch die Nutzung der LNG-Infrastruktur sollen dann bis zu 8.000 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr geliefert werden können.

          Ziel von Northern Green Crane ist es, eine großvolumige europäische Wertschöpfungsketten für grünen Wasserstoff mit Hilfe von LOHC aufzubauen. Das Projekt wird daher vom Wirtschafts- und Klimaschutzministerium gefördert und wurde im Jahr 2021 auch als Wasserstoff-IPCEI (Important Projects of Common European Interest) vorausgewählt (bzw. dessen Vorgänger – siehe Info-Kasten unten).

          Partner

          Die Hydrogenious LOHC Technologies GmbH mit Sitz in Bayern wurde im Jahr 2013 gegründet und bietet mit der LOHC-Technologie Lösungen für den sicheren und effizienten Transport von Wasserstoff. 

          Vopak ist ein niederländisches Unternehmen, das sich mit der Lagerung und Distribution von Öl, Gas und Chemieprodukten beschäftigt. Das Unternehmen will neue Wertschöpfungsketten der Wasserstoffwirtschaft erschließen und die Wasserstoff-Mobilität ausbauen.

          Im Projekt GETH2 wird eine bundesweite Infrastruktur mit der Kopplung aller Sektoren entwickelt. Regionen, in denen ein hohes Angebot an Erneuerbaren vorliegt, sollen so mittels der nötigen Infrastruktur direkt mit der Wasserstoff-Erzeugung und -Abnahme verbunden werden. An dem Projekt sind 12 Partner beteiligt.

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